„Dieses Jahr steckt doppelt so viel Arbeit in der Organisation“, sagt Roland Brömmel aus dem Team der Ehrenamtlichen, das seit 43 Jahren das größte nichtkommerzielle Musik-Polit-Kultur-Festival in Stuttgart auf die Beine stellt. Genauso lange fand das Umsonst & Draußen Festival auf der Uni-Wiese Pfaffenwald in Vaihingen statt. Bis letztes Jahr das Aus für den Standort kam. Der Grund: Eine angesiedelte geschützte Schmetterlingsart werde durch das Festival gefährdet.
Die Suche nach einem alternativen Standort wurde zum Tauziehen: „Wir haben nach der Absage direkt begonnen Locations anzuschauen, diese aber immer wieder verworfen“, so Brömmel. Anfang 2023 waren die Zweifel dann groß. „Wir haben in dieser Zeit viel Unterstützung bekommen – von BesucherInnen, dem Club Kollektiv, dem Popbüro und dem Gemeinderat“, erzählt der Veranstalter. „Das hat uns Rückhalt gegeben, um weiterzumachen.“
Eine Dauerlösung ist noch nicht in Sicht, dafür zumindest ein Gelände, auf dem das Festival dieses Jahr steigen kann: der Festplatz in Vaihingen.
„Jetzt sind wir in der heißen Phase und noch immer sind nicht alle Fragen geklärt“, erzählt Brömmel kurz vor dem Festival. Es fehle auch noch an HelferInnen für den Auf- und Abbau, schließlich müsse eine komplett neue Infrastruktur geschaffen werden. „Das neue Ge-lände ist etwas kleiner und begrenzter“, erzählt Brömmel. „Dennoch versuchen wir, alles wie gewohnt unterzubringen.“
Dazu zählen zwei Bühnen für das Musik- und Rahmenprogramm, ein Zirkuszelt für ArtistInnen und ein Kinderprogramm, Essens- und Getränkestände sowie ein Marktplatz, auf dem sich politische und kulturelle Gruppen sowie Initiativen präsentieren. Seit zwei Jahren gibt es auch eine Fläche mit Yoga-Angebot. Dieses Jahr soll außerdem eine Massage-Insel dazukommen.
Das neue Gelände liegt in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet, weshalb sich das Festival an den Lärmschutz anpassen muss und das Programm eine halbe Stunde früher starten und enden lässt. Die Lage mitten in der Stadt hat aber auch Vorteile, findet Brömmel. Die Anbindung zum Nahverkehr sei besser und der Veranstalter hofft auf mehr Laufpublikum.
Was bleibt, ist das Konzept: Vornehmlich regionalen Bands wird eine Plattform geboten. „Seit jeher und vor allem in Zeiten des Clubsterbens ist es uns wichtig, dass sich bei uns regionale Gruppen präsentieren können“, so der Kulturschaffende. „Man erlebt hier Bands, die man als ganz okay eingeschätzt hat – dann geben wir ihnen eine Festivalbühne und sie wachsen über sich hinaus.“
Ergänzt wird das regionale Line-up dieses Jahr durch die Punkband Wonk Unit aus London. „Wir schauen uns im Vorfeld alle Bands an und zeigen nur, was wir für gut befinden,“ erklärt Brömmel.
Und auch an die Sommerhitze wurde bei der Konzeption gedacht: „Das neue Gelände hat mehr Bäume, die Schatten spenden. Zusätzlich stellen wir Sonnensegel auf“, so Brömmel. „Außerdem gibt es einen Trinkwasseranschluss, wir verkaufen Mineralwasser für einen Euro und prüfen gerade, ob wir unsere liebgewonnene Freiland-Dusche auch hier aufstellen können.“
Das alles muss natürlich finanziert werden, weshalb die VeranstalterInnen hoffen, dass auf Verräterbier verzichtet wird. „Wir legen Wert auf ein offenes Gelände ohne Kontrollen, sodass man kommen und gehen kann, wann man will“, betont der Organisator.
Und wie geht es nach dem Festival weiter? „Das Platz-Such-Spiel geht wieder von vorne los“, so Brömmel.
Umsonst & Draußen [4.-6.8., Festplatz Krehlstraße, S-Vaihingen, www.ud-stuttgart.de]
