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Stuttgarter App "Awwt" will den Kunstmarkt revolutionieren

Runan und Henning Dohrmann-Zhang bringen Kunst und KI zusammen: Ihre App "Awwt" revolutioniert den Kunstmarkt, indem sie Werke passend zum Geschmack der NutzerInnen empfiehlt. Mit Fokus auf Diversität und fairen Bedingungen für KünstlerInnen bietet die Plattform Kunst für alle – ohne elitäre Hürden.

Foto: Fotos: Ronny Schönebaum (li.), privat (re.o.+u.)

Künstliche Intelligenz und Kunst – zwei Dinge, die erstmal klingen, als stammen sie von verschiedenen Planeten. Kein Wunder also, dass es ein ungleiches Paar braucht, um sie zusammenzubringen. Runan Dohrmann-Zhang ist Kunsthistorikerin, war lange beim Auktionshaus Christie‘s in London tätig und kennt sich in der Kunstwelt aus. Ihr Mann Henning arbeitete als Ingenieur in der Automobilindus­-trie und hat keine Ahnung von Kunst – dafür aber von Technik. Gemeinsam haben die beiden Stuttgarter die App „Awwt“ entwickelt. Eine Online-Kunstplattform, die mithilfe von KI das richtige Kunstwerk zum richtigen Käufer bringen will.

„Wenn man stundenlang zusammen im Auto sitzt und durch die Wüste fährt, kommt man auf die besten Ideen“, erzählt Henning Dohrmann-Zhang von dem Moment, in dem die Idee entstanden ist. 2018 packen sie ihren alten Toyota Landcruiser und gehen auf Weltreise. Während sie durch Pakistan, Nepal und die Mongolei fahren, entwickeln sie das Grundkonzept: KI soll die Rolle einer Galeris­tin oder eines Galeristen übernehmen und Kunst empfehlen, die dem User gefallen könnte.

Was auf Streaming-Plattformen für Musik und Film schon lange läuft, sucht man bisher auf dem Kunstmarkt vergeblich. „Der Kunstmarkt ist noch sehr rückschrittlich. Wer sich für den Kauf interessiert, muss von Galerie zu Galerie ziehen, was viele abschreckt und Zeit kos­tet“, sagt die Kunsthistorikerin.

Mit der App sollen auch Menschen, die keine Hobby-Kunstkritiker­Innen sind, Zugang zu Kunst finden und auch ohne großes Vorwissen oder Fachbegriffe auf Werke stoßen, die sie sich gerne an die Wand hängen würden. „Wir wollen Kunst an alle bringen und weg von dem Elitären gehen“, sagt Runan Dohrmann-Zhang. Eine Funktion, die das Stöbern erleichtert, ist die Suche mit der Kamera: Wenn man ein Bild fotografiert, das einem gefällt, schlägt die KI direkt weitere vor, die man ebenfalls gut finden könnte.

Aber nicht nur potenziellen KäuferInnen bietet die App einen Mehrwert, auch die KünstlerInnen können davon profitieren. Mit transparenten Kaufbedingungen, fairer Bezahlung und Beratungsangeboten – quasi eine Fair Trade Plattform für Kunst. „Für mich persönlich ist auch ein wichtiger Punkt, dass weibliche und diverse KünstlerInnen derzeit noch stark unterrepräsentiert sind“, sagt Runan. So sind zwar 65 Prozent der Studien-AbsolventInnen weiblich, nur 10 Prozent der Galerien weltweit haben aber zu mindestens 50 Prozent Kunst von weiblichen Künstlerinnen im Repertoire. Die GründerInnen wollen das ändern: „Bei Awwt gibt es Kunst von 80 Prozent unterrepräsentierten Gruppen. Dabei war das nicht mal Absicht, es hat einfach gepasst“, erzählt Runan Dohrmann-Zhang.

65 KünstlerInnen sind auf der App vertreten, allein zwanzig davon von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart – Tendenz steigend. „Wir wählen die KünstlerInnen aus und treffen uns persönlich mit ihnen“, sagt Henning Dohrmann-Zhang. Gerade sitzen sie also wieder in ihrem Toyota und ziehen durch Deutschland. Und wer weiß, welche Künstler­­Innen Runan auf dem nächsten Roadtrip erspäht.

Awwt [www.awwt.io]

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